Um ein selbstbestimmtes, freies und glückliches Leben zu führen, ist es – nicht nur für hochsensible Menschen – essenziell, Grenzen setzen zu können. Das Thema Abgrenzung spielt bei Hochsensibilität immer eine zentrale Rolle, denn gerade hochsensiblen Menschen fällt es oft sehr schwer, gesunde Grenzen zu setzen. Das hat viele verschiedene Gründe und Ursachen, jedoch gibt es 5 Merkmale, die so gut wie immer zutreffen.
5 Gründe, warum vielen Hochensiblen Abgrenzung so schwer fällt
Die Hauptursachen für die mangelnde Abgrenzungsfähigkeit von Hochsensiblen sind:
- Sie wollen es immer allen recht machen (People Pleasing)
- Sie möchten andere nicht verletzen oder vor den Kopf stoßen
- Sie spüren die Bedürfnisse von anderen und nehmen diese wichtiger als ihre eigenen
- Sie möchten nicht für egoistisch gehalten werden
- Sie meiden Situationen und Aussagen, die zu (potenziellen) Konflikten führen könnten
Es handelt sich hierbei aber keineswegs um in Stein gemeißelte, unabänderliche Tatsachen, sondern Abgrenzung lässt sich trainieren. Und genau darum habe ich diesen 3-Schritte-Guide für dich verfasst.
In 3 Schritten zu mehr Abgrenzung für Hochsensible
Schritt 1: Werde dir deiner eigenen Grenzen bewusst
Nur, wenn du deine eigenen Grenzen kennst, kannst du logischerweise auch Grenzen setzen und da beginnt bereits für viele Hochsensible das Dilemma.
Sie spüren ihre Grenzen nicht (mehr). Sei es, weil sie durch jahrelange Anpassung verlernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen oder weil sie nie gelernt haben, dass sie überhaupt Grenzen setzen dürfen (beispielsweise durch Erfahrungen in der Kindheit).
Als ersten Schritt, um deine Grenzen wieder wahrnehmen zu lernen, kann es daher hilfreich sein, dir vor Augen zu führen, woran du erkennen kannst, dass deine Grenzen überschritten wurden.
Anzeichen, dass deine Grenzen überschritten wurden
Hier eine kurze Liste an möglichen Anzeichen dafür, dass deine Grenzen überschritten wurden:
- Du reagierst wütend, gereizt, genervt, enttäuscht oder traurig
- Du fühlst dich der anderen Person hilflos ausgeliefert
- Du reagierst gekränkt
- Du spürst einen immensen innerlichen (Erwartungs-)Druck
- Du fühlst dich überfordert
- Du hast ein schlechtes Gewissen
- Du fühlst dich ausgenutzt
- Du fühlst dich ungerecht behandelt
Schritt 2: Lege deine Regeln im Umgang mit dir fest
Du wirst mir wohl zustimmen, wenn ich sage, dass du sicherlich nicht möchtest, dass dir jemand zu nahe kommt, seine schlechte Laune an dir auslässt, dich abschätzig behandelt, dich ausnutzt, belügt, betrügt oder gar misshandelt. Und doch lassen genau das viele hochsensible Menschen oft zu. So verharren Hochsensible oft überdurchschnittlich lange in toxischen Beziehungen, lassen unangenehme Situationen stillschweigend über sich ergehen, fühlen sich wie ein Ping-Pong-Ball zwischen all den Erwartungen, Bedürfnissen und Ansprüchen der anderen und sehen ihren eigenen Handlungs- und Gestaltungsspielraum oft nicht.
Frage dich daher nun in einem zweiten Schritt, wie du gerne behandelt werden möchtest und was du im Umgang mit dir ab nun nicht mehr duldest.
Wie lauten DEINE Regeln im Umgang mit dir? Und ja, diese darfst du ganz nach deinen Belieben alleine bestimmen und festlegen. 😉
Als hochsensibler Mensch bist du wahrscheinlich in jeder Situation immer auf der Suche nach dem „richtigen“ Verhalten. Das gibt es aber beim Thema Grenzen setzen nicht, weil die Grenzen für jeden Menschen woanders liegen. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass DU alleine entscheidest, wie weit jemand bei dir gehen darf.
Es ist deine Aufgabe, gut für dich zu sorgen und deine Grenzen zu schützen.
Tipp: Notiere dir am besten mind. 5 Sätze, wie du ab heute behandelt werden möchtest. WICHTIG dabei: Formuliere sie positiv!
Beispiele, wie deine neuen Regeln lauten könnten
- Ich habe es verdient, gut behandelt zu werden.
- Ich erlaube mir, mein Wohlbefinden an oberste Stelle zu setzen.
- Ich darf den Tisch/Raum verlassen, wenn es mir dort an Liebe oder Wertschätzung mangelt.
- Ehrlichkeit ist für mich eine Grundvoraussetzung für jede Art von Beziehung.
- Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig.
- Ab heute führe ich nur noch liebevolle Beziehungen auf Augenhöhe.
Schritt 3: Komm in die Umsetzung
Nachdem du nun herausgefunden hast, wo deine Grenzen liegen und was du nicht mehr möchtest, ist es an der Zeit, von der Theorie in die Praxis zu gehen: also die festgelegten Grenzen auch zu setzen bzw. zu verteidigen – die Königsdisziplin für Hochsensible.
Praxisbeispiele zum Thema Grenzen setzen
Grenzen zu setzen kann sich in der Praxis u.a. wie folgt zeigen:
- Dich von Menschen zu trennen, die dich anlügen, dich ausnutzen oder dich klein halten
- einer lieben Freundin absagen (weil du deine Energie gerade für dich selbst brauchst)
- den Kontakt zu jemandem vorübergehend abzubrechen oder stark einzuschränken
- klar zu kommunizieren, was du möchtest und was nicht
- aus einer WhatsApp-Gruppe auszusteigen
- eine Einladung abzulehnen
- ein Gespräch zu beenden (weil es dir nicht gut tut, du nicht über dieses Thema reden möchtest etc.)
- eine Person darauf hinweisen, dass ein Kommentar von ihr verletzend war
- eine Feier früher zu verlassen
- u.v.m.
Denn es ist, so wie mit allem: Wissen alleine reicht nicht. Nur zu wissen, wie man eine Waschmaschine bedient, reicht nicht, um saubere Wäsche im Kasten vorzufinden. Du musst schon auch entsprechend handeln. Und genauso ist es auch mit den Grenzen.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass es dir gelingt, mehr für dich selbst einzustehen.
Denn: Du hast genau das Leben verdient, nach dem du dich sehnst!
Du wünschst dir Unterstützung dabei?
Dann buche gerne dir hier dein kostenloses Kennenlerngespräch.
Oder schau dir gerne auch mein Gruppen-Coaching-Programm an. Dort widmen wir uns in einem ganzen Modul dem Thema „Grenzen setzen und Nein sagen lernen“.
Ich freue mich, wenn ich dich ein Stück auf deinem Weg begleiten darf.
Von Herzen
deine Julia